Von der Kriegslok...

Die Baureihe 52 wurde als stark vereinfachte Version der Baureihe 50 konzipiert und eigens für den Einsatz im zweiten Weltkrieg beschafft. Im September 1942 verließ mit 52 001 die erste Vorauslok die Werkhallen der Borsig-Lokomotivwerke in Berlin. In den vier Jahren Beschaffungszeit wurden knapp über 7.000 Lokomotiven an die Deutsche Reichsbahn ausgeliefert, um so den sprunghaft gestiegenen Lokomotivbedarf unter Kriegsbedingungen zu decken. Die Konstruktion der Baureihe trug vor allem den Anforderungen für den Einsatz an der Ostfront mit extremen klimatischen Bedingungen Rechnung. Gleichzeitig mussten Konstruktion und Fertigung sowohl auf die Knappheit an Material und Arbeitskräften eingehen, als auch der extrem kurzen Zeitvorgabe von der ersten Planung bis zur Auslieferung gerecht werden. Im Dezember 1941 erging an die Lokhersteller die Anforderung eine robuste und wartungsarme Kriegslok zu entwickeln, die bei einer Achsfahrmasse von 15 t in der Lage war einen Güterzug von 1.200 t Gewicht in der Ebene mit 65 km/h zu befördern.   

Konstruktionszeichnung der Baureihe 52 - Quelle: http://dlok.dgeg.de/
Konstruktionszeichnung der Baureihe 52 - Quelle: http://dlok.dgeg.de/

Aufgrund dieser Anforderungen fiel die Entscheidung auf den Vorschlag einer 1´Eh2-Lokomotive, die zwar große Ähnlichkeit mit der Baureihe 50 besitzt, aber nur noch aus 5.000 Einzelteilen im Vergleich zu 6.000 bei der Baureihe 50 besteht, wovon 3.000 sogar noch vereinfacht wurden. Dadurch sank die Materialeinsatzmenge von 165 t auf 130 t, zusätzlich konnten pro gebauter Lok 6.000 Stunden eingespart werden. Während die Leistung der Lokomotive sich unwesentlich von der Baureihe 50 unterschied, sank die Einsatzmasse durch den Verzicht auf Bundmetalle von 2.838 kg auf 150,3 kg.

 

Konstruktionsmerkmale der Baureihe 52:

 

Kessel

- Genieteter Kessel der Einheitsbauart

- Wegfall des Speisedoms und zweiten Sandkastens

- Einteiliger Überhitzer-Sammelkasten

- Zwei Sicherheitsventile Bauart Ackermann

- Wegfall des Oberflächenvorwärmers

- Ersatz der Speisepumpe durch eine zweite Strahlpumpe

- Verzicht auf Windleitbleche Bauart Wagner bzw. Einsatz materialsparender Witte-Windleitbleche

- Wegfall von Rauchkammerzentralverschluss, Rauchkammerstreben und Läutewerk

- Tausch der Reichsbahnpfeife durch die preußische Normalausführung

 

Triebwerk

- Zwei Aussenzylinder mit isolierten Einströmrohren

- Angegossene Ausströmkästen

- Bruchplatten statt Zylinder-Sicherheitsventile

- Selbsttätiger Winterthur-Druckausgleicher über dem Schieberkasten

- Einsatz einfacher Kolbenschieber

- Außenliegende Heusinger-Steuerung

- Verzicht auf Schieberkreuzkopf bei der Steuerung, Pendelaufhängung des Voreilhebels

- Umstellung der Treib- und Kuppelstangen auf Massenproduktion

- Kuppelstangen mit gegossenen Buchsenlagern

 

Rahmen

- Ersatz des Barrenrahmens durch einen einfacher zu bearbeitenden Blechrahmen

- Bahnräumerträger mit kleinen Schneeschaufeln

- Verzicht auf Achslager-Stellkeile

 

Laufwerk

- Zusammengefasste Laufachse und 1. Kuppelachse zu Krauss-Helmholtz-Lenkgestell

- Seitenverschiebbarkeit der Achsen nur bei 1. und 5. Kuppelachse und Laufachse

- 10 mm schwächere Ausführung der Radreifen im Neuzustand

- 3. Kuppelachse als Treibachse

- Um 15 mm geschwächter Spurkranz der Treibachse

- Einkammer-Druckluftbremse Bauart Knorr

 

Tender

- Wannentender Bauart 2´2´ T 30 mit 10 t Kohle und 30 m³ Wasser

- Steifrahmentender Bauart 4 T 30 mit 10 t Kohle und 30 m³ Wasser

 

Sondereinrichtungen

- Pressluft-Sandstreuer Bauart Knorr für 1. bis 4. Kuppelachse

- Schmierpumpe Bauart Bosch für alle unter Dampf gehenden Teile

- Dampfturbogenerator für die elektrische Beleuchtung

- Dampfheizungseinrichtung

- Vollständig geschlossenes, doppelwandiges Führerhaus mit nur einem Seitenfenster und Faltenbalg zum Tender

- Beheizter Führerhausboden

- Isoloierte und im Gefälle verlegte Dampf- und Wasserleitungen

- Schutzkästen für Dampfentnahmestellen und Flanschverbindungen

- Zylindervorwärmeinrichtung über gesonderte Heizleitung

- Erweiterter Frostschutz bei knapp über 1.000 Exemplaren

 

Technische Daten der Baureihe 52:

Bauart 1´Eh2
Treibraddurchmesser
1.400 mmm
Laufraddurchmesser 850 mm
Länge über Puffer 22.975 mm
Höchstgeschwindigkeit 80 km/h
Leistung 1.620 PSi
Kesselüberdruck 16 Bar
Rostfläche 3,89 m²
Verdampfungsheizfläche 177,83 m²
Überhitzerfläche 68,94 m²
Zylinderdurchmesser 600 mm
Kolbenhub 660 mm
Achslast 15,4 t
Lokreibungslast 75,7 t
Dienstmasse mit Tender 102,7 t
Lok der Baureihe 52 in der Ursprungsausführung - Quelle: Deutsches Bundesarchiv
Lok der Baureihe 52 in der Ursprungsausführung - Quelle: Deutsches Bundesarchiv

Kontakt

Kommentare, Anregungen, Rückmeldungen, Fragen?

Hier geht es zum Kontaktformular